„Ein Stoss mit der Hand hätte genügt“

Nächstes Jahr wird der Roman “Mein Name sei Gantenbein” von Max Frisch 60 Jahre alt.1 Eine unter einer vielzahl an Geschichten darin handelt von Gantenbein als Soldat in Graubünden und wie er einen Deutschen Zeitgenossen beim Wandern antrifft. Die Geschichte ist vergessen gegangen, im Internet ist fast nichts darüber zu finden. So wie das Max Frisch bereits vorher in Dienstbüchlein (1974) und Schweiz ohne Armee? (1989) kritisiert hat, wird die Rolle der Schweiz in der Geschichte zum Mythos gemacht und die wahren Umstände verschwiegen.2 Historiker Martin Bucher sagt zu SRF Investigativ: Symptomatisch sei auch, dass das Denkmal in Chur in Vergessenheit geraten sei: »Es passt zur Geschichte der Nazis in der Schweiz, die bisher nur punktuell aufgearbeitet wurde.«

Er spricht ein neuerlich aufgearbeitetes nationalsozialistisches Denkmal auf einem Churer Friedhof an, von welchem man erst wieder durch ein Buch und der SRF Radiosendung Zeitblende “Der Nazi-Stein” erfahren haben soll.3 Auch eine “Totenburg”, eine Art Gedenk-Kirche auf einem Hügel über Sankt Gallen war für gefallene deutsche Soldaten vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge geplant, wurde aber nie realisiert.

Foto aus der SRF Dokumentations-Seite: https://medien.srf.ch/o/adaptive-media/image/25150102/thumb-1680/5956749.jpg?t=1674813393579

Modiglianis Schüler

Die Sommergeschichte 1984 aus Italien geht so: Amedeo Modigliani vor 64 Jahren verstorben und der berühmteste Künstler der Lagunenstadt Livorno soll nach einer Legende 1909 vor seiner Rückreise in seine Wahlheimat Paris unvollendete Büsten von Frauenköpfen in den Stadtgraben Fosso Reale entsorgt haben. Offenbar waren die “Freunde des Künstlers” nicht begeistert über seine Werke.


In jenem Sommer 1984 wird eiligst eine Ausstellung über das skulpturale Schaffen des Künstlers im lokalen Museo Civico zusammengestellt, doch es kommen nur gerade vier Ausstellungsstücke zusammen. Die Betrauten für die Ausstellung Vera Durbé (Museo Villa Maria) und ihr Bruder erinnern sich an die Geschichte von den verlorenen Kunstwerken im Wassergraben vor ihrer Haustüre. Und so bestellt man Bagger und Bauarbeiter ein um den Fosso auszuheben und dem Gerücht auf den Grund zu gehen.