Bester erster Satz

Danke Andrea Fazioli für einen der besten ersten Sätze der letzten Jahre in ihrem (auf Deutsch gerade erschienenen) Buch “Wachtmeister Studers Ferien. Sein letzter Fall”. Der erste Satz in einer Geschichte ist in der Literatur stets wichtig, so sind auch einige Bücher heute vor allem für ihre Einleitung bekannt, wie etwa Herman Mellvilles Mobi Dick mit den berühmten Worten “Call me Ishmael”.

Fazioli verarbeitet im Buch von Friedrich Glauser unvollendete Text-Fragment zur letzten Studer-Geschichte aus. Glauser, der 1938 starb hat bereits 1920 an den Fragmenten gearbeitet und darin verschiedene Anfänge und Schauplätze vorgeschlagen. Die Geschichte, welche Fazioli hundert Jahre später, 2020 auf Italienisch vorlegte und nun auf Deutsch erschienen ist beginnt also folgendermassen:

Ich hatte mich zum Lesen auf den Balkon im ersten Stock gesetzt, als auf der Strasse unter mir ein Mann stehen blieb und mich fragte, ob ich ihm bitte das Leben retten könnte.”

Später sinnt der Protagonist noch: “Zuerst dachte ich, ich hätte ihn falsch verstanden.
»Verzeihung«, fragte ich, »kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Sie können mir behilflich sein zu leben.«

So beginnt der neue, alte Roman vom Wachtmeister Studer, unbedingt lesenswert, auch der Rest.


Fazioli Andrea, Glauser Friedrich: Wachtmeister Studers Ferien; Sein letzter Fall, auf Deutsch übersetzt von Franziska Kristen, Zürich 2022

Wer ist Erhard Wagner?

In diesem Fall geht es um die Frage “Wer ist Erhard Wagner?”. Hat jemand Erhard Wagner vielleicht persönlich gekannt und kann ihn näher beschreiben? Ist Erhard Wagner heute noch wohnhaft auf dem Heitersberg? Falls er noch lebt, hat jemand Erhard Wagner kürzlich gesehen?

Modiglianis Schüler

Die Sommergeschichte 1984 aus Italien geht so: Amedeo Modigliani vor 64 Jahren verstorben und der berühmteste Künstler der Lagunenstadt Livorno soll nach einer Legende 1909 vor seiner Rückreise in seine Wahlheimat Paris unvollendete Büsten von Frauenköpfen in den Stadtgraben Fosso Reale entsorgt haben. Offenbar waren die “Freunde des Künstlers” nicht begeistert über seine Werke.


In jenem Sommer 1984 wird eiligst eine Ausstellung über das skulpturale Schaffen des Künstlers im lokalen Museo Civico zusammengestellt, doch es kommen nur gerade vier Ausstellungsstücke zusammen. Die Betrauten für die Ausstellung Vera Durbé (Museo Villa Maria) und ihr Bruder erinnern sich an die Geschichte von den verlorenen Kunstwerken im Wassergraben vor ihrer Haustüre. Und so bestellt man Bagger und Bauarbeiter ein um den Fosso auszuheben und dem Gerücht auf den Grund zu gehen.

Löwenmensch und Maske

Die Figur wurde 1939 auf der Schwäbischen Alp bei Grabungen entdeckt und ist heute in der Ausstellung des Museums Ulm am Marktplatz zu sehen: http://www.loewenmensch.de/ausstellung.html

Eines der ältesten je entdeckten Kunstwerke überhaupt ist die vor ca. 35’000-40’000 Jahren geschnitzte Löwenmensch-Figur aus Elfenbein. Sie stellt eine menschliche Figur mit Löwenkopf dar. Die Figur ist ein eindrucksvoller Zeuge der geistigen Vorstellungswelt unserer Vorfahren aus der letzten Eiszeit. Offenbar war die Maske und damit die Verwandlung in der Vorstellungswelt eines anderen Wesens, das eingehen in der Masse und hier die Verschmelzung mit der wilden Bestie des Löwen bereits für die Menschen in der prähistorischen Kultur von vor vierzigtausend Jahren wichtig. Dazu hier ein paar ev. nützliche und weniger oder mehr zutreffende Gedanken und Zitate.

Die Künstlerin und Buchautorin Eleanor Davis zeichnet ein solches Mischwesen in ihrem empfehlenswerten Buch namens “Why Art?” (erschienen 2018 bei Fantagraphic Books):

Buchempfehlung: Ischgl – «Sie sehen nicht, was sie sehen»

Momentan könne man keine Kunst sehen, die Künstlerinnen und Künstler nicht unterstützen und diese seien in der Covid-Krise vergessen worden, hört man. Man kann nicht ins Theater, Konzert, Oper, Zirkus, Ballet, Musical, Museum, Kino, Gallerie, etc. etc. Und natürlich gilt das für viele Darsteller, Bühnenmusikerinnen, Artisten, Performer…

Aber Kunst findet nicht nur auf der Bühne und in Kinosäälen statt. Es gibt auch die Kunst, die man sich erschwinglich nach Hause holen kann. Deshalb kann man auch jetzt Künstler über andere Mittel durchaus unterstützen. Die Solothurner Filmtage, gingen letzten Mittwoch zu Ende und fanden trotz Covid, halt einfach online bei den Zusehern zu Hause statt.

Auch der Fotokünstlers Lois Hechenblaikner hat mit einem ungemein schönen und gleichzeitig verstörendem Fotobuch über den Skiwahnsinn und dessen Auswirkungen ein Kunstwerk als Bildband vorgelegt, das man sich in die eigene Stube holen kann.