1. Aprilscherz der unlustigeren Sorte

Da wir im Sinne von Marc-Uwe Kling’s Känguru alles nur noch in lustig und nicht lustig einteilen wollen, hier auch mal ein Beispiel der unlustigeren Sorte, welches heute die Luzerner Zeitung verbreitete. Im Artikel geht es darum, dass künftig in der Stadt Zug die Veloparkplätze kosten und die Bezahlung derselben über eine Vignette, ein App und ein Code am Veloständer gemacht würde. Unsachgemäss abgestellte Räder würden dann blockiert bis der Parkplatz bezahlt ist. Um was geht es der Luzerner Zeitung bei diesem Scherz?

“Mit dieser digitalen Lösung nimmt die Stadt Zug schweizweit eine Pionierrolle ein.” 

Zoe Gwerder, Luzerner Zeitung

Soll hier der “vermeintlich schwache” Verkehrsteilnehmer Velofahrer ins Visier genommen werden, ist das grösste Problem der städtischen Ordnung von Zug wild parkierte Drahtesel oder gar Geldmangel? Eine der reichsten Gemeinden der Schweiz soll sich das wegstellen von ein paar wild parkierten Velos nicht leisten können? Soll damit einmal gezeigt werden, dass Velofahrer/innen nicht nur Teil der (Klima-)Lösung sind?
Oder geht es untergründig gar um Konditionierung von Gedanken, auch das nicht weniger unlustig. Dass eben z.B. die Radfahrer das Problem städtischen Zusammenlebens darstellen, oder dass generell alle aktuellen Probleme mit Smartphone-Apps zu lösen sind, dass überall Kostenwahrheit gelten muss – auch wenn dabei Abgase, Lärm und Klimaprobleme der Autos nicht mitgerechnet werden. Oder auch fraglich die kleine Anekdote, dass Zug das Lädelisterben mit Gutscheinen löst (70% der Einnahmen aus Parkgebühr würden für Veloinfrastruktur eingesetzt, der Rest soll an die Velofahrer über Gutscheine des örtlichen Gewerbes zurück an die Bezahler, resp. Lädelibesitzer).

Gerade Gutscheine sind in der freien Marktwirtschaft ein probates Mittel, den Wettbewerb wenigstens ein bischen einzuschränken. Im Weiteren ist auch klar, dass ein grosser Teil der Gutscheine nie eingelöst wird (Schätzungen zufolge 15-55%), weshalb der Umtausch von Geld in Gutschein also einer Schenkung entspricht (und das noch vor Abdiskontierung).

Wer also die Ladenpassage mit seinem rostigen Velo verschandelt und nicht mit Porsche oder Maserati aufwertet, der soll dem Gewerbe wenigstens nützlich sein und bitteschön auch seinen Standplatz bezahlen. Oder habe ich das immer noch nicht verstanden, liebe Luzerner Zeitung?

Quelle: https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/velofahrer-werden-zur-kasse-gebeten-ld.1106575

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